By the way – die Kinder in der Krise #coronaeltern

Heute hatten meine Töchter und ich wirklich den Blues, den moralischen wie man so schön sagt. Seit 5 Wochen leben wir brav jenseits von Schule und dem gewohnten Alltag, soziale Kontakte gibt es nur via Telefon und Facetime. Ja, mir ist bewusst, wir jammern hier am Ostufer des Starnberger Sees auf hohem Niveau. Wir leben nicht in Südamerika, in Afrika oder Indien. Dennoch leisten meine Töchter seit mehr als fünf Wochen ein Martyrium. Das sie inzwischen auch nicht mehr verstehen, weil die sogenannten Risikopersonen, wie ihre Omas, am Telefon weinen, weil diese ihre Enkel nicht mehr sehen dürfen. Und weil ältere Menschen, die wir beim Spazierengehen treffen, in Panik ausbrechen, wenn sie den kleinen „Virusüberträgern“ begegnen. Was vermitteln wir unseren Kindern für eine Welt? Wo bleibt abgesehen von der Dankbarkeit ihrer Lehrer für die Wochen des HomeSchoolings, die Wertschätzung ihnen gegenüber? Sie wünschen sich inzwischen, den Virus endlich zu bekommen, damit sie Antigene haben und nach ihrer Genesung „keine Gefahr“, keine „Bösen“ mehr für ihre Mitmenschen sind. Sie leben im Moment, können digitalen Konzerten und Podcasts nichts mehr abgewinnen und verhungern in den Wohnungen.

Und wenn dann im Radio Aufrufe zur Unterstützung der lokalen Geschäfte und Garstonomie zu hören sind, lächeln sie milde, weil sie längst gecheckt haben, dass ihrer alleinerziehenden, Solo-Selbständigen Mutter das nötige Kleingeld dafür fehlt. Nix Kurzarbeit, keine geischerte Zukunft und Fuck Corona-Soforthilfe, das wissen sie sehr wohl, dass ihre Mama, abgesehen von der obligatorischen Bestätigungs-Email, seit Wochen jeden Cent zweimal umdreht und nicht wirklich damit rechnet, für Verdientsausfälle irgendeinde staatliche Unterstützung zu erhalten. Auch checken sie die emotionalen Aufheizungen der Medien. Immer dann wenn die Stimmung kippt, ihre Mitmenschen etwas toleranter im Umgang mit der Ausgangsbeschränkung leben, kommt wieder ein Säugling, der an oder um es exatkter zu formulieren, mit Covid-19 verstorben ist. Ich kenne diese Medienmanipulation inzwischen schon lange genug, habe damit auch meinen Frieden, ich empfehle nachdenkseiten.de, ist wirklicklich intelligenter als die ganze Mainstream-Talk-Show-, Tageschau, Welt- und Spiegel-Stimmungsmache. Zudem habe ich mich auch damit abgefunden, dass die alleinerziehenden Mütter, das Ende der einflussreichen Interessensgruppen sind. Kein Wunder, als Spielkameraden-Ersatz, miserabel ausgebildeten Lehrerin in Krisenzeiten, Köchin, Putzfrau, Seelenheilrin in der Not und selbständigen Unternehmerin fehlt mir da auch die Zeit in meinem 24/7 Job. Und nein, ich hatte in den letzten fünf Wochen keine Zeit zum Ausmisten, für virtuellen Konzerte auf Instagram oder für digitale Museumsbesuche, Home-Spa für den Frühlings-Teint, oder endlich eine neue Sprache zu erlernen.

Aber ich will nicht nur Jammern, die Entschleunigung, die Ent-Tacktung unseres Alltags, die viele Zeit zu Dritt und ja ganz besonders das Ausschlafen, schätze ich sehr. Im tiefgründigen Wissen, lächele ich auch über die Tatsache, dass ich seit 6 Wochen mit einem Fiat 500 mit einer noch immer halbvollen Tankfüllung fahre. Die Welt dreht sich weiter, ohne BlackRock, Versicherungsverkäufern und der Gier nach dem ultimativen Wachstum. Wir brauchen kein Schneller, Weiter, Höher und Mehr. Keine lauten SUVs, keine Coaches, keine Ego-getriebenen Arschlöcher, die uns sagen, wie wir zu leben haben und was uns angeblich glücklich machen soll. Vielmehr die klare Sicht auf das was wirklich wichtig ist. Auch mit einem Kontostand, der die nächste Miete für 65qm Dachgeschoß ohne Balkon und Garten zu einem einzigen Albtram werden lässt.